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037 Ringhort

Sieben auf einen Streich – Armschmuck der besonderen Art

Armringe

Fundort

Nieheim-Sommersell

Kreis Höxter


Fundumstände

Kontext: Gewässerfund

Datum: 1973


Objekt

Material: Bronze

Durchmesser: 6,6 bis 6,8 cm

Gewicht: 49,1 g bis 53,7 g


Datierung 

um 500 v. Chr.

Epoche: Mittlere Eisenzeit

Kultur: ostkeltisch beeinflusst

Herstellungsregion: Westfalen

Sieben auf einen Streich – Armschmuck der besonderen Art

Wurden hier Zahnräder entdeckt und damit eines der ältesten Getriebe? Leider nein; was aussieht wie ein mechanisches Wunderwerk, ist ein Satz aus sieben Armringen. Etwas Besonderes sind sie aber trotzdem: Sie wurden alle in der gleichen Form gegossen. Dass Archäologen gussgleiche Schmuckstücke finden – noch dazu 2500 Jahre alte –, ist die absolute Ausnahme. Dass es gleich sieben sind, kommt einem Wunderwerk dann doch recht nahe.

Die massiven Frauenarmringe, die in einem heute verlandeten Teich entdeckt wurden, belegen eine Art Serienproduktion. Kleine Abweichungen im Durchmesser und beim Gewicht sind dadurch entstanden, dass der Bronzeschmuck nach dem Gießen noch etwas überarbeitet und an den leicht gewölbten Innenseiten und den Rändern nachgeschliffen wurde. Bronze war in den letzten Jahrhunderten vor Christi Geburt selten, sodass es sich wahrscheinlich nicht um den Schmuck einer einzelnen Frau gehandelt hat. Aber warum finden wir dann sieben gleiche, unbenutzte Armringe?

Zwei verschiedene Szenarien sind denkbar. Möglicherweise handelte es sich um das Versteck eines Wanderhandwerkers oder eines umherziehenden Händlers, der die in Serie produzierten Stücke zum Verkauf angeboten hat. Nieheim-Sommersell ist nur etwa 16 km Luftlinie von der Weser entfernt, die damals eine wichtige Verkehrsader war. Von hier aus hätte der Händler einen guten Zugang zu potenziellen Absatzmärkten entlang des Flusses gehabt. Da derartige Ringe recht wertvoll gewesen sein dürften, hat er vielleicht sicherheitshalber nur wenige Stücke auf eine Tauschtour mitgenommen und den Rest in einem Versteck deponiert. Er wollte zurückkehren und sie abholen, konnte dies aber aus unbekannten Gründen nicht tun.

Die Deponierung der Armringe in einem Teich lässt aber auch ein zweites Szenario zu. Vielleicht wurden die Armringe hier deponiert, um sie einer Gottheit zu opfern. Tatsächlich wurden auch in der Eisenzeit Armringe und andere Gegenstände (→ Nr. 031) häufiger an Stellen niedergelegt, die eine Verbindung mit Wasser – einer Quelle, einem Fluss oder Teich – hatten. Andere Funde, die ebenfalls an Opfer für höhere Mächte denken lassen, wurden auf Bergen (→ Nr. 039, → Nr. 045) deponiert. In diesem Zusammenhang ist ein Hortfund von sieben Armringen aus Höxter interessant. Ja, wieder sieben! Womöglich hatte diese Zahl schon damals eine besondere Bedeutung, sodass man seine Siebensachen opferte, um sieben fette Jahre zu erleben oder um in den siebten Himmel zu kommen. Wie vielen Personen die Armringe gehörten und ob sie nur hergestellt wurden, um sie einer Gottheit zu widmen, muss offenbleiben.

Cornelia Moors

Weiterführende oder zitierte Literatur

Daniel Bérenger, Der Armschmuck einer wählerischen Dame aus Höxter. In: Thomas Otten u. a. (Hrsg.), Fundgeschichten – Archäologie in Nordrhein-Westfalen. Ausstellungskatalog Köln, Herne. Schriften Zur Bodendenkmalpflege in Nordrhein-Westfalen (Mainz 2010) 515.

Daniel Bérenger, Armschmucksätze im Weserbergland. In: Jürgen Gaffrey/Eva Cichy/Manuel Zeiler, Westfalen in der Eisenzeit (Darmstadt 2015) 180.

Torsten Capelle, Runde Sache(n). Ringe aus Westfalen. Zeitschnitte. Funde und Forschungen im LWL-Museum für Archäologie Herne 1 (Herne 2012) 38–39.

Christoph Grünewald, Zum eisenzeitlichen Ringschmuck in Westfalen (Hals-, Arm- und Fußringe). In: Hans-Otto Pollmann (Hrsg.), Archäologische Rückblicke. Festschrift Daniel Bérenger. Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie 254 (Bonn 2014) 151–162.

Christoph Grünewald, Versteckt, vergraben, geopfert – Hort-, Depot- und Weihefunde. In: Jürgen Gaffrey/Eva Cichy/Manuel Zeiler, Westfalen in der Eisenzeit (Darmstadt 2015) 177–180.

Ralf Gleser, Handel und Kontakt in der Eisenzeit. In: Jürgen Gaffrey/Eva Cichy/Manuel Zeiler, Westfalen in der Eisenzeit (Darmstadt 2015) 147–151.

Mehrere Ringe aus goldfarbener Bronze, die mit Kerben versehen sind, sodass sie an Zahnräder erinnern.

© LWL/Stefan Brentführer