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056 Römische Münzen

Ostwestfalen zu Diensten des Kaisers

Neun römische Goldmünzen, die verschiedene Portraits und Figuren zeigen.

© LWL/Stefan Brentführer

Schatzfund

9 Goldmünzen

Fundort

Hiddenhausen-Oetinghausen

Kreis Herford


Fundumstände

Kontext: Schatzfund

Datum: Sommer 2009


Objekt

Material: Gold

Durchmesser: 19,5 mm bzw. 13,8–14,8 mm

Gewicht: insgesamt 17,82 g


Datierung 

nach 330 n. Chr.

Epoche: späte römische Kaiserzeit

Ostwestfalen zu Diensten des Kaisers

Römer in luxuriösen Villen auf der einen Seite, Germanen, die »noch auf Bäumen sitzen«, auf der anderen Seite – dieses Stereotyp kennen wir bis heute. Der Rhein galt lange als eine gleichsam unüberwindbare zivilisatorische Scheidelinie. Dabei herrschte vielschichtiger Austausch, in beide Richtungen, zum Vorteil beider Seiten.

Militärische Auseinandersetzungen gab es vor allem während der Germanenkriege zwischen 12 v. Chr. und 16 n. Chr., als Rom versuchte, sich das Gebiet bis zur Elbe einzuverleiben, und dabei bekanntlich kläglich scheiterte. Doch auch danach ging es nicht nur friedlich zu: Beutezüge germanischer Gruppen und römische Vergeltungszüge wechselten einander ab. Die längste Zeit aber herrschte friedliches Miteinander, Handel und Verkehr brachten römische Waren, auch römische Technologie und Lebensart nach Germanien. Blütezeit war die erste Hälfte des 4. Jahrhunderts, und untrügliches Zeichen, dass das Wirtschaften auch rechts des Rheins mit Münzgeld abgewickelt wurde, sind Funde römischer Münzen.

Römische Goldmünzen des früheren 4. Jahrhunderts sind weit östlich des Rheins allerdings selten. Erst recht Goldmünzen, wie sie 2009 zerpflügt auf einem Acker bei Hiddenhausen-Oetinghausen zum Vorschein kamen: ein Solidus des Constantius II. (Caesar ab 324) aus Konstantinopel und acht Teilstücke zu 3/8-Solidus aus der gallischen Hauptmünzstätte Trier, geprägt zwischen 325 und 330.

Das übliche römische Münzgeld der Region im früheren 4. Jahrhundert waren sogenannte Folles, bronzenes Kleingeld für den täglichen Bedarf. Am fundreichsten ist die verkehrsgünstige Hellwegzone zwischen Lippe und Ruhr mit ihrer Verlängerung weit ins Ostwestfälische. In den Siedlungen und Handelsplätzen hat man teils Münzmengen gefunden, die denen in der römischen Provinz kaum nachstehen. Goldmünzen flossen dagegen erst vom späteren 4. bis früheren 5. Jahrhundert verstärkt hier ein. Sie sind weniger mit Handel oder Beutezügen zu erklären als durch das Militär, denn die gerade in dieser Zeit in großem Stil angeworbenen germanischen Söldner wollten bezahlt werden.

Was aber hat es mit den Hiddenhausener Goldmünzen auf sich? Die acht kleineren Stücke – drei von Constantinus I. (306/324–337), fünf von Constantinus II. (Caesar ab 317) – spielten auch innerhalb des Römischen Reiches keinerlei Rolle im Geldumlauf. Sie sind Raritäten ersten Ranges und dienten Sonderzwecken, wohl zeremonieller Art. Sind sie dem Anführer der Siedlung, die ganz in der Nähe der Fundstelle nachgewiesen werden konnte, einst als Anerkennung für besondere Dienste verehrt worden? Münzen für den Handel waren es jedenfalls nicht.

Stefan Kötz

Museum

Zentrales Fundarchiv der LWL-Archäologie für Westfalen, Münster (nicht öffentlich zugänglich)

Weiterführende oder zitierte Literatur

Werner Best/Peter Ilisch, Die Römischen Goldmünzen aus Hiddenhausen, Kreis Herford. Historisches Jahrbuch für den Kreis Herford 18, 2011, 125–131.

Peter Ilisch/Werner Best, Die römischen Goldmünzen aus Hiddenhausen. Archäologie in Westfalen-Lippe 2009, 2010, 51–53.

Michael M. Rind, Fünf Jahre Landesarchäologie in Westfalen-Lippe – fünf Schatzfunde. In: Thomas Otten u.a. (Hrsg.), Archäologie in NRW 2010–2015. Forschungen – Funde – Methoden. Ausstellungskatalog Bonn, Detmold, Herne. Schriften zur Bodendenkmalpflege in Nordrhein-Westfalen 11,2 (Darmstadt 2015) 251–253.