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039 Hohlbuckelarmring

Der Glaube befestigt Berge: eisenzeitliche Burgen im Sauerland

Fragment von einem Ring aus grünlicher Bronze, der aus mehreren aneinandergereihten ovalen Buckeln besteht.

© LWL/Stefan Brentführer

Hohlbuckelarmring im Plastischen Stil

Fundort

Olsberg-Bruchhausen, Wallburg Bruchhauser Steine

Hochsauerlandkreis


Fundumstände

Kontext: Hortfund

Datum: 2013


Objekt

Material: bleihaltige Zinnbronze, Eisen

Breite: 3,1 cm

Durchmesser innen: ca. 9 cm


Datierung 

3.–2. Jahrhundert v. Chr.

Epoche: Mittellatènezeit

Kultur: Lahn-Sieg-Gruppe


Import

Herstellungsregion: Wetterau oder Siegerland

Herstellungszeit: 3.–2. Jahrhundert v. Chr.

Der Glaube befestigt Berge: eisenzeitliche Burgen im Sauerland

Ein unwirtlicher Dschungel waren die Mittelgebirge Westfalens und wurden daher jahrtausendelang von Menschen gemieden, die stattdessen das tiefer liegende Umland als Lebensraum bevorzugten. Mit der Nutzung von Eisen änderte sich dies grundlegend, da dieses harte und gleichzeitig flexible Material revolutionäre Erfindungen in der Landwirtschaft ermöglichte, etwa eisenbewehrte Pflüge für schwere Böden oder Sensen für die Wiesenwirtschaft. Dadurch war die Bevölkerung in den Altsiedellandschaften angestiegen, weshalb der Platz dort nicht mehr ausreichte.

Ab dem 7. und besonders ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. ging es daher dem westfälischen Dschungel an den Kragen: Bauern rodeten den Urwald. So entstanden Siedlungskammern mit Einzelhöfen und kleinen Dörfern in den Mittelgebirgen. Auf den umliegenden Bergen thronten Befestigungen, die sogenannten Wallburgen. Heute noch kann der Wanderer die imposanten Ruinen dieser Epoche bestaunen. Sie bestehen aus teilweise meterhohen Wällen.

Die Befestigungen sind häufig aufwendig konstruiert worden und lassen enorme Bauprojekte in der Eisenzeit erkennen. Bemerkenswert ist, dass ein Teil dieser Anlagen buchstäblich auf dem Trockenen saß: Nur wenige umfassten mit ihren Gräben und Wällen ein Wasservorkommen, das mehr als ein Rinnsal war. Erst in jüngeren Bauphasen nahmen zahlreiche Wallburgen offenbar mit neuen Befestigungswerken nachträglich benachbarte Wasservorkommen in Besitz.

Aber warum wurden die Bergkuppen befestigt? Am Beginn der archäologischen Forschung war die Rede von »Fluchtburgen«, in denen sich eine Gemeinschaft bei Gefahr durch anrückende Feinde zurückzog. Heute zeichnet sich ab, dass die nicht dauerhaft besiedelten Wallburgen den in der Nähe lebenden Menschen zwar Schutz boten, aber auch Identität stifteten und vermutlich zudem wichtige Versammlungsorte beispielsweise für Kulthandlungen waren.

Dies fassen wir auf den Bruchhauser Steinen bei Olsberg im Hochsauerland. Der Berg wird von vier mächtigen, natürlichen Porphyrfelsen dominiert, die von der Befestigung eingefasst wurden. Am Fuß eines Felsens fand der Heimatforscher Wolfgang Poguntke das gut erhaltene Bruchstück eines bronzenen Hohlbuckelarmrings im Plastischen Stil. Sicher wurde dieser geschätzte Frauenschmuck nicht einfach verloren, sondern absichtlich deponiert. Warum die ehemalige Trägerin ihren Ring gerade dort ablegte oder sogar die Felsen hinunterwarf, wird wahrscheinlich immer unbeantwortet bleiben. Die Rituale, die damals abgehalten wurden, verschwinden im Nebel der Vergangenheit ebenso wie die Felsen der Bruchhauser Steine beim Sauerländer Wildwetter.

Manuel Zeiler

Weiterführende oder zitierte Literatur

Bernhard Sicherl, Eisenzeitliche Befestigungen in Westfalen. Die Forschungen des vergangenen Jahrzehnts und Ansätze zu einer regionalen Gliederung. In: Sebastian Möllers/Wolfgang Schlüter/Susanne Sievers (Hrsg.), Keltische Einflüsse im nördlichen Mitteleuropa während der mittleren und jüngeren vorrömischen Eisenzeit. Kolloquien zur Vor- und Frühgeschichte 9 (Bonn 2007) 107–151.

Bernhard Sicherl, Die Bruchhauser Steine bei Olsberg, Hochsauerlandkreis. Frühe Burgen in Westfalen 3 (Münster 2009).

Manuel Zeiler, Neue Untersuchungen auf den Wallburgen Bruchhauser Steine und Wilzenberg. Archäologie in Westfalen-Lippe 2013, 2014, 76–80.

Manuel Zeiler/Eva Cichy/Michael Baales, Die Vorrömische Eisenzeit in Südwestfalen – Eine Übersicht zum aktuellen Forschungsstand. In: Hans-Otto Pollmann (Hrsg.), Archäologische Rückblicke. Festschrift Daniel Bérenger. Universitätsforschungen zur Prähistorischen Archäologie 254 (Bonn 2014) 91–125.

Manuel Zeiler/Moritz Jansen, Keltische Kunst in Südwestfalen – Neue Forschungsergebnisse zur Herstellungstechnik. Archäologie in Westfalen-Lippe 2014, 2015, 244–247.