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011 Kupferbeil

Frühe Vorzeichen einer neuen Epoche – das erste Metall in Westfalen

Beilklinge, Typ Kaka

Fundort

Iserlohn

Märkischer Kreis


Fundumstände

Kontext: Einzelfund

Datum: 2004


Objekt

Material: schwach arsenhaltiges Reinkupfer

Länge: 10,4 cm

Breite: 3,8 cm

Höhe: 1,6 cm


Datierung 

ca. 4100–3900 v. Chr.

Epoche: Jungneolithikum

Kultur: Michelsberger Kultur


Import

Rohmaterial: Apuseni (Nordwestrumänien) bis Burgas (Südostbulgarien)

Herstellungsort: Mitteldeutschland, Burgenlandkreis (Sachsen-Anhalt) bis Sömmerda (Thüringen)

Herstellungszeit: 4100–3900 v. Chr.

Frühe Vorzeichen einer neuen Epoche – das erste Metall in Westfalen

Während sich die einen nicht von alten Traditionen lösen können, sind die anderen offen für Neues. So konnten in der Steinzeit zwischen zwei Orten, die keine 90 km voneinander entfernt sind, ganze Welten liegen. Während in Greven 4300 v. Chr. noch Menschen als Jäger und Sammler lebten (→ Nr. 007), obwohl die bäuerliche Lebensweise schon 1000 Jahre vorher Einzug in Westfalen gehalten hatte, sind in Iserlohn mit diesem Kupferbeil um 4000 v. Chr. bereits die Vorboten einer neuen Epoche, der Metallzeit, zu finden. So zeigen die Funde von diesen beiden Orten sehr anschaulich, dass das Raster unserer klassischen Zeittabellen nur regional gültig ist, dass Westfalen zu keiner Zeit ein geschlossener Kulturraum war und dass Kulturwandel grundverschieden abläuft.

In Vorderasien wurde schon seit dem 8. Jahrtausend v. Chr. Schmuck aus Kupfer hergestellt, das in reiner Form in der Natur vorkommt. Einen Schritt weiter gingen die Menschen ab dem 5. Jahrtausend v. Chr. in Südosteuropa: Sie bauten Erze ab, schmolzen das darin enthaltene Kupfer heraus, schmiedeten es und gossen es in Formen zu den ältesten massiven Metallgegenständen, die wir kennen. In Westfalen wurden Werkzeuge zu dieser Zeit noch ausschließlich aus Stein, Knochen oder Holz hergestellt.

Aber die Menschen waren schon damals über erstaunlich große Räume vernetzt und tauschten Ideen und Gegenstände aus. So zeigen moderne Analysen, dass das Rohmaterial für unser Beil in Rumänien oder Bulgarien abgebaut wurde. Im heutigen Mitteldeutschland verarbeitete man das Metall und goss daraus das Beil. Anschließend gelangte das fertige Produkt in unseren Raum.

Es ist eines der ältesten Metallobjekte in Nordrhein-Westfalen und steht gleichzeitig für zwei wichtige Neuerungen: die Arbeitsteilung mit neuen Berufszweigen sowie die beginnende soziale Differenzierung. Während in den Jäger- und Sammlergesellschaften und in den frühen Bauernkulturen jeder alle anfallenden Arbeiten erledigen konnte, erforderten der Abbau der Kupfererze in Bergwerken und das Verhütten Spezialisten. Es gab wohl auch erste Händler, die Rohstoffe und Produkte über die großen Räume verteilten.

Diese frühen Kupferbeile sind aber wie die Jadeitbeile (→ Nr. 010) nicht als Werkzeuge zu sehen, sondern waren eher Objekte, die eine höhere soziale Stellung des Besitzers anzeigten oder eine rituelle Bedeutung hatten. Auffällig ist dabei, dass alle frühen Stücke – sowohl die aus Kupfer als auch die aus Jadeit – Einzelfunde sind.

Bis die aus Kupfer und Zinn bestehende Bronze in Westfalen zum Material für Alltagsgegenstände wurde und der nächsten Epoche ihren Namen gab, dauerte es weitere 2000 Jahre.

Cornelia Moors

Archiv

Zentrales Fundarchiv der LWL-Archäologie für Westfalen, Münster (nicht öffentlich zugänglich)

Weiterführende oder zitierte Literatur

Michael Baales/Eva Cichy/Anna Helena Schubert, Die südwestfälische Landesgeschichte von der Altsteinzeit bis zum frühen Mittelalter nach archäologischen Quellen. In: Michael Baales/Eva Cichy/Anna Helena Schubert (Hrsg.), Archäologie in Südwestfalen. Jubiläumsheft zum 25-jährigen Bestehen der Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie für Westfalen (Münster 2007) 26–70.

Ralf Gleser, Ein Technologiesprung – Frühes Metall. Wissen, Funktion und Symbolik. In: Thomas Otten u.a. (Hrsg.), Revolution Jungsteinzeit. Archäologische Landesausstellung Nordrhein-Westfalen (Bonn 2015) 250–259.

Lutz Klassen/Miroslav Dobeš/Pierre Pétrequin, Dreieckige Kupferbeile aus Mitteldeutschland und Böhmen. Zum kulturgeschichtlichen Hintergrund einer bemerkenswerten Fundgruppe. Alt-Thüringen 41 (2008–2009) 7–35.

Ingolf Löffler/Michael Bode, Zwei neolithische Kupferfunde aus Iserlohn und der Bilsteinhöhle. Archäologie in Westfalen-Lippe 2012, 2013, 201–205.

Kupferbeil, das Beil ist flach und schmal, es läuft an einer Seite leicht spitz zu, es hat eine grüne Farbe aufgrund des oxidierten Kupfers.

© LWL/Stefan Brentführer