1970er-Jahre ...
Zunehmendes Tiefpflügen führt zur Entdeckung und Gefährdung zahlreicher neuer, tiefer liegender Fundstellen. Das hohe Fundaufkommen ist eine große Herausforderung für die bisherigen Strukturen in der Bodendenkmalpflege. Die museale Arbeit bestimmen die Eröffnung des neuen Westfälischen Landesmuseums für Vor- und Frühgeschichte und der weitere Aufbau der einzelnen Abteilungen der Ausstellung.
1970
Am 26. Januar verstirbt August Stieren im Alter von 85 Jahren.
Anfang April öffnet das neue Westfälische Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte in Münster.
Am Altenberg bei Hilchenbach-Müsen beginnen über und unter Tage Ausgrabungen. Hier werden bis heute gültige Grundsätze, Methoden und Arbeitsweisen der Montanarchäologie entwickelt, die international viel Beachtung finden.
1971
In Westfalen beginnt die archäologische Landesaufnahme. Den Anfang macht der Kreis Tecklenburg.
1972
Im November tritt das Gesetz zur Ordnung von Abgrabungen in Nordrhein-Westfalen (Abgrabungsgesetz) in Kraft. Es regelt die Anzeigepflicht für Abgrabungen von Sand, Kies, Ton und festem Gestein und ermöglicht der Bodendenkmalpflege Kontrollen und Rettungsgrabungen an Fundstellen, deren Feststellung zuvor dem Zufall überlassen war.
1973
Museumsdirektor Hans Beck geht zum Ende des Jahres aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand. Sein Nachfolger wird Bendix Trier, der bisher das Schausammlungsreferat betreute.
Wilhelm Winkelmann erhält den Kulturpreis der Stadt Paderborn für seine Verdienste um die Entdeckung und archäologische Erschließung der Kaiserpfalz in Paderborn.
1974
Im mittelalterlichen Stadtkern in Minden findet die erste, mehrere Parzellen übergreifende Flächengrabung in einer westfälischen Stadt statt, die in natürlichen Schichten abgetieft wird. Die Untersuchungen werden in mehreren Kampagnen bis Anfang der 1990er-Jahre fortgesetzt.
Im Kloster Corvey beginnen unter der Leitung von Uwe Lobbedey systematische Flächengrabungen in der Klosterkirche, im Kreuzgang und im Atrium, die bis zum Jahr 2000 fortgeführt werden.
1975
In Warendorf untersuchen westfälische Archäologen in Zusammenarbeit mit niederländischen Kollegen vom Biologisch-Archäologischen Institut Groningen auf über 8 ha das größte zusammenhängende Gräberfeld der Bronze- und Eisenzeit in Nordwesteuropa.
Zur gleichen Zeit wird in Warendorf auch die Untersuchung der frühmittelalterlichen Siedlung fortgesetzt, die 1951 begonnen wurde.
1976
In Soest-Ardey werden zahlreiche Hausgrundrisse von der vorrömischen Eisenzeit über die Kaiserzeit bis zur Merowingerzeit untersucht, womit diesem Fundplatz eine wichtige Stellung in der frühgeschichtlichen Hausforschung zukommt.
1977
Zur Vorbereitung des geplanten Denkmalschutzgesetzes in Nordrhein-Westfalen beginnt eine Inventarisation aller in Westfalen bekannten Denkmäler.
1978
Mitte Juli eröffnet in der wieder aufgebauten ottonischen Pfalzanlage in Paderborn das Museum in der Kaiserpfalz.
1979
Die Wanderausstellung »Archäologische Denkmäler in Gefahr« thematisiert die oft schwierige Situation der Bodendenkmalpflege und erreicht bis 1980 über 100.000 Besucher.